Die Welt, in der wir leben – kindgerechter Umgang mit Krisen

Umgang mit globalen Krisen, Trauma, Regulation

Update Oktober 2023:

Den Artikel hatte ich geschrieben, kurz nachdem die Ukraine angegriffen wurde. Nun haben wir einen neu entfachten Krieg im Nahen Osten und das Thema ist wieder sehr aktuell, nachdem wir uns fast an den Ukraine-Krieg „gewöhnt“ haben. Mein Artikel bleibt also aktuell…. leider!!!

März 2022:

Nachdem es eine kurze Zeit so aussah, als könnten wir alle in absehbarer Zeit wieder aufatmen, weil der zweite, harte Coronawinter sicher bald vorbei sein wird…. Da packt es uns aus dem Hinterhalt und plötzlich gibt es einen Krieg in Europa! Für mich ist es immer noch sehr schwer zu begreifen, ich merke, wie ich mich gegen die Bilder schützen will. Sobald ich sie an mich heranlasse, kommen mir die Tränen. Die Welle der Solidarisierung und Hilfe tut gut und auch sie rührt mich zu Tränen. Und auch ich helfe und spende. Denn helfen und spenden tut beiden Seiten gut: die Empfänger bekommen das Signal, nicht allein und nicht mehr ausgeliefert zu sein. Und für uns Gebende ist es, neben des humanitären Wertes, ein Weg aus der Immobilität, ein Weg aus der Starre des Schocks.

Wie verhalte ich mich gegenüber den Kindern in dieser Situation?

  • Rede darüber und erkläre, was Krieg ist, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Es ist wichtig, dass du selbst ruhig dabei bist und Sicherheit ausstrahlst. (Vielleicht machst du vorher diese Übungen für innere Beruhigung. Wenn du eigene Ängste hast, dann besprich sie mit einem Erwachsenen.)

Kinder bekommen die Stimmung sehr genau mit und ich kann nur dazu raten, kein Geheimnis daraus zu machen, um zu schützen! Ein offenes Gespräch gibt Orientierung und Halt! Wenn du deine eigenen Gefühle allein oder mit einem Erwachsenen für dich geklärt hast (sie dürfen ruhig noch da sein, wichtig ist, dass du einen erwachsenen Ort für sie hast), dann spüren die Kinder auch, dass du versorgt bist und deine Ängste übertragen sich nicht.

Wenn ein Kind genaue Nachfragen stellt, dann ist es meist auch in der Lage, die Antwort zu verkraften. Das Kind bestimmt also, wie tief es in das Thema einsteigen will und kann! Du kannst auch nachfragen, was die Kinder bereits gehört haben und was sie wissen.

Erkläre deinem Kind, dass wir hier in Sicherheit sind. Wir leben seit 70 Jahren in Frieden und unsere Politiker tun alles, damit es so bleibt! Es ist wichtig, dass die Kinder auch das erfahren: dass Krieg selten ist und dass die meisten Menschen sich für den Frieden einsetzen. 

Und auch du würdest es schützen – das darf dein Kind gern einmal mehr hören!

Auf www.schau-hin.de und www.logo.de findest Du übrigens weitere Hinweise mit Links zu kindgerechten Erklärungen und Nachrichten.

Dies kannst du tun, um mit deinen Kindern die aktuelle Situation zu verarbeiten:

  • Auf einer Tafel kannst du den Kindern zeigen, wie weit die Ukraine entfernt ist – z.B. im Verhältnis zum nächsten Spielplatz (das ist die Dimension, die kleine Kinder begreifen). Wenn der Krieg jedoch über einen Bildschirm im Wohnzimmer ist, dann fühlt er sich natürlich gleich viel näher und bedrohlicher an, als er in Wirklichkeit ist.
  • Vielleicht lädst Du die Kinder ein, ein Bild mit dem zu malen, was sie beschäftigt und dann ein Bild mit dem, was schön ist in ihrem Leben oder was man für den Frieden tun kann. Frag das Kind, was es mit dem Bild meint, ohne es zu bewerten: „Ah, Du hast alles schwarz gemalt. Mich interessiert, was das genau ist“. 
  • Es kann gut sein, dass die Kinder nun vermehrt „Krieg“ spielen wollen. Lass das zu, auch wenn es schwer fällt! Kinder verarbeiten durch das Spiel. Sie brauchen das Kriegsspiel, um ihre angestauten Ängste und Energien loszuwerden! Wird das Spiel unterdrückt, dann bleibt die vom Körper zur Verfügung gestellte Energie im Körper und muss irgendwo anders raus – meist durch (Auto)Aggression. Aggression im Spiel hingegen ist super, denn alle Beteiligten wissen, dass es ein Spiel ist und können sich ausprobieren und ausagieren.

Krieg zu spielen ist übrigens auch eine Möglichkeit, das Gute siegen zu lassen! Der Kampf zwischen Gut und Böse muss ausgetragen werden, das lehren uns bereits unsere Märchen 😉 Vielleicht liest Du mal wieder eins vor? 

  • Singt gemeinsam Lieder!  Es ist nachgewiesen, dass Singen sich positiv auf die Stimmung und das autonome Nervensystem auswirkt. Genauer gesagt stimuliert es direkt den ventralen Vagus: es sorgt für eine tiefe Atmung, entspannt und lässt Glückshormone ausstoßen!
  • Macht eine Brumm und Summrunde! Auch das stimuliert den ventralen Vagus, der direkt mit dem Kehlkopf verbunden ist. Wichtig ist, dass länger ausgeatmet als eingeatmet wird. Das passiert automatisch, wenn man beim Ausatmen brummt, summt, schnurrt usw. Es macht Spaß und entspannt! 
  • Singt und brummt gemeinsam – das verstärkt die Bindung und das Sicherheitsgefühl!

In meiner Übungsgruppe „Gelassenheit und Resilienz im Alltag“ praktiziere ich Übungen, die diesen Teil des Vagus aktivieren.

Sicher kommen geflüchtete Kinder bald auch in den Kindergärten und Schulen an. Wahrscheinlich werden sie ein besonderes Verhalten haben, denn sie haben auch etwas außergewöhnlich beängstigendes und schreckliches erlebt. Sprich mit deinem Kind darüber, damit es darauf vorbereitet ist und irrationales Verhalten besser einordnen kann.

Ich werde daher in Kürze einen Artikel zum Umgang mit diesen Besonderheiten schreiben. Wenn Du auf dem Laufenden bleiben willst, trag Dich doch in meinen Newsletter ein (rechts oben auf dieser Seite findest Du den Link)!

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