Mein persönlicher Raum – meine Grenze



In der Psychologie und Psychotherapie drehen sich die meisten Themen um Grenzen. Diese Grenzen stellen den persönlichen Raum einer Person dar.

Doch was bedeutet es eigentlich, einen eigenen persönlichen Raum zu haben, mit eigenen Grenzen?

Wie ich in dem Artikel über mein Logo bereits beschrieben habe, geht es in meiner Arbeit sehr viel um eigene Grenzen, denn die meisten von uns haben Grenzverletzungen erlebt. 

Damit meine ich nicht nur Missbrauch, Überfälle oder andere Gewalt, sondern auch die kleinen Grenzverletzungen, die im Alltag passieren bzw. in der Kindheit passiert sind.

Beispiele für Grenzverletzungen gegenüber Kindern:

Gefühle werden nicht ernst genommen:

Als Kind warst du vielleicht traurig und jemand hat gesagt „stell dich nicht so an“. Vielleicht musstest du etwas teilen, was du für dich behalten wolltest.

Das Kind sorgt emotional für die Familie:

Vielleicht wusstest du tief im Inneren, dass du deine Bedürfnisse nicht äußern darfst, weil sonst etwas Schlimmes passiert. Vielleicht haben deine Eltern oft gestritten und du dachtest, wenn du nur alles richtig machst, dann hören sie auf …

Fakt ist:

Als Kind opfern wir einen Teil unserer Integrität, also unserer Bedürfnisse und Grenzen, um die Liebe und Beziehung unserer Eltern zu bekommen!

Das Ergebnis sind Erwachsene ohne Grenzen

Wer also in der Kindheit keine oder wenig Grenzen haben durfte, dem fehlen diese Genzen auch als Erwachsene/r!

Die gute Nachricht ist, dass man seine Grenzen wieder stärken kann, denn sie sind nicht weg, nur „verschüttet“. Du kannst sie wieder finden, aufbauen und stärken!

Grenzen als Erwachsene*r neu spüren, definieren und kommunizieren

Wenn du das Bild oben betrachtest, dann siehst du ein Haus, das stellt dich bzw. deinen Körper dar. 

Dann gibt es noch den Garten drumherum, das ist dein Raum, dort befinden sich deine Werte, Empfindungen, Gedanken, Gefühle, deine Ressourcen – also alles, was dich ausmacht und was schützenswert ist.

Damit nicht jeder in deinen Garten trampeln und ohne Erlaubnis deine Blumen pflücken kann, solltest du einen Zaun errichten. Der Zaun ist deine Grenze.

Wenn ich in einer Sitzung jemanden darum bitte, sich mit einem Seil oder Faden seinen persönlichen Raum zu legen, dann ist das meist sehr spannend und aufregend.

Den persönlichen Raum neu erfahren

Wenn ich dann den magischen Satz sage:

„Dies ist dein Raum, den niemand ohne deine Erlaubnis betreten darf.“

– dann können sehr unterschiedliche Gefühle ausgelöst werden. 

Oft taucht Besinnlichkeit auf, manchmal Freude, manchmal kommen Tränen. Jede Reaktion ist richtig, entspricht der Person und braucht Anerkennung.

Manche Menschen legen sich einen sehr großen Raum, weil es für sie dann leichter ist, ihre Grenze zu wahren (die Personen außerhalb sind ja dann automatisch weiter weg). Andere wollen ihn am liebsten offen halten, damit niemand von einer Grenze abgeschreckt wird.

Grenzen und eigener Raum in einer Partnerschaft

Bei Paaren wird deutlich, wo im Raum bzw. in der Beziehung sie einander wahrnehmen.

Liegt mein Kreis über deinem? Bin ich dir zu weit weg? Haben beide Kreise Kontakt? Wie nehme ich deinen Abstand wahr und wie du meinen? Wie brauche ich beide Kreise und wie brauchst du sie? Ist es eine Option, das mal auszuprobieren und dann zu schauen, wie es sich anfühlt?

Die Kreise fördern manchmal etwas zu Tage, was schon da ist, aber von keinem richtig ausgesprochen wird. Das kann schwer werden. 

Die meisten Paare sehen die Kreise jedoch als Chance, sich besser kennenzulernen und neue Erfahrungen miteinander zu machen.

Hier ein Beispiel aus einer Sitzung: 

Person A  legt einen sehr großen Kreis und Person B einen kleineren. Person A braucht viel Abstand, weil sie weiß, wie schwer es ihr fällt, ihre Grenze zu sichern. Person B wünscht sich A nun aber näher und bittet A, näherzukommen. A will das gerade tun, merkt aber rechtzeitig, dass sie eigentlich da bleiben möchte, wo sie ist, dass das Nein aber unheimlich schwerfällt – sie hat Angst, B zu verlieren, wenn sie Nein sagt. B landet zuerst im gewohnten Muster der Erstarrung „A will nicht und ich bin machtlos“. Merkt dann aber, dass es noch die Möglichkeit gibt, selbst näherzukommen! B kommt also in Bewegung, kann auf A zugehen und für A ist das völlig in Ordnung, A hat keinen Fluchtreflex!

A und B konnten völlig neue Erfahrungen machen: Beide Bedürfnisse wurden angenommen und auch erfüllt (A will bleiben und B möchte mehr Nähe). 

Jeweils einen eigenen Raum zu haben und natürlich auch jeweils Zeit zu haben, nachzuspüren und offen füreinander zu sein, half dabei.

Hier habe ich eine Podcastfolge darüber, wie du deine Grenzen besser in deiner Beziehung leichter kommunizieren kannst:

„Mein Raum – meine Grenze“ in der Arbeit mit einzelnen Klient*innen

Auch in meiner Einzelarbeit ist es wichtig, sich immer wieder diesen Kreis bewusst zu machen.

Brauche ich eine Tür (um vielleicht ja niemanden aus Versehen abzuweisen)? Muss mein Kreis groß sein (weil ich meine Grenze vielleicht nur schwer spüren kann)? Verliere ich vielleicht den Kontakt zum Gegenüber, wenn ich eine Grenze habe? Wo im Kreis fühle ich mich sicherer? Wo außerhalb des Kreises soll die Therapeutin stehen? Was passiert in mir, wenn die Therapeutin sich bewegt? Auf meine Grenze zu? Wann merke ich, dass ich STOPP sagen will?

Wo ist eigentlich mein Raum, wie geht es mir darin? Kann ich meine Grenzen spüren und sogar verteidigen?

Das sind nur einige der Fragen, die in der Grenzarbeit auftauchen. Jede Erfahrung ist persönlich und in Ordnung. Oft werden eingefahrene Muster und Glaubenssätze bewusst. Ein erster Schritt zur Veränderung ist also getan.

Später in der Arbeit kann es auch darum gehen, den Raum gegen Eindringlinge zu verteidigen.

Als Therapeutin habe ich größten Respekt vor dem Kreis. Ich bin weit außerhalb und bewege mich nur nach Ankündigung auf den Kreis zu, denn allein die Ankündigung kann einen Verteidigungssreflex auslösen!

Möchtest du deine Grenze besser kennenlernen? Dann buche einen Termin bei mir und sprich mich direkt darauf an!

Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass Grenzarbeit sehr spannend ist und sich wirklich lohnt!

Bis bald und bleib neugierig auf dich!

Deine

anke am strand in Dänemark, Lebensfreude und Energie trotz Longcovid

Hi, ich bin Anke!

Als Traumatherapeutin unterstütze ich dich darin, dein Nervensystem zu stabilisieren und wieder in deine Kraft zu kommen!

Das bekommst du von mir: